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Pressemitteilung des Kreises Borken zum 1. Preis des Umweltpreises "Blauer Kompass" in der Kategorie "Kommunen" für unsere "Hochwasserallianz Bocholter Aa": - Gemeinschaftsprojekt „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ gewinnt den Bundespreis „Blauer Kompass“ 2

Die Freude ist groß: Der „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ – ein Projekt des Kreises Borken und der Kommunen im Einzugsgebiet der Bocholter Aa wurde am Freitag, 16. September 2022, der Bundespreis „Blauer Kompass“ 2022 in der Kategorie „Kommunen“ verliehen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Umweltbundesamt-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner übergaben im feierlichen Rahmen im Bundesumweltamt in Berlin diese höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland für Projekte zur Vorsorge und Anpassung an den Klimawandel. Stellvertretend für alle Beteiligten des Projektes aus dem Westmünsterland nahmen Johannes Maus, Vorsitzender des Ausschusses Natur, Umwelt, Landwirtschaft und Klimaschutz des Kreistages, Mechtild Schulze Hessing, Bürgermeisterin der Stadt Borken und Sprecherin der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis Borken (die Aa fließt u.a. durch die Kreisstadt) sowie Edith Gülker, Fachabteilungsleiterin Klimaschutz und Klimafolgenanpassung des Kreises Borken, den 1. Preis entgegen.

Der „Blaue Kompass“ ist mit 25.000 Euro dotiert und beinhaltet außerdem einen Gewinnerfilm sowie Unterstützung bei künftiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf diesem Gebiet. Das Preisgeld soll in Projekte fließen, die sowohl die Kommunen als auch Bürgerinnen und Bürger im Kreis Borken bei der Klimaanpassung – zum Beispiel bei der privaten Starkregenvorsorge – unterstützen.

Landrat Dr. Kai Zwicker freute sich sehr über den Bundespreis: „Es ist toll, dass sich die Jury aus den insgesamt 240 Bewerbungen aus ganz Deutschland ausgerechnet für unser Vorhaben entschied“. Er wertete die hohe Auszeichnung als Bestätigung für die vorbildliche Gemeinschaftsarbeit bei diesem Projekt.

Bereits im Mai stand fest, dass es es zu den letzten 20 Nominierten gehörte. Rund drei Wochen lang konnten Bürgerinnen und Bürger dann online für die „Hochwasserallianz“ abstimmen, damit der Publikumspreis als erste Gewinnchance in den Kreis Borken geht. „Leider verfehlten wir zwar den ersten Platz“, erklärte Kreis-Klimananager Rouven Boland. Doch das Votum der Fachjury als zweite "Gewinnchance" habe die Arbeit der „Hochwasserallianz“ letztendlich belohnt.

Hochwasserallianz Bocholter Aa:

Zur „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ gehören neben dem Kreis Borken auch die Kommunen Bocholt, Borken, Gescher, Heiden, Isselburg, Raesfeld, Reken, Rhede und Velen. Die Bezirksregierung Münster ist als Obere Wasserbehörde und Fördermittelgeber für Hochwasserschutzmaßnahmen eng in die Planungsprozesse eingebunden. Auslöser für die Zusammenarbeit waren zwei aufeinanderfolgende Starkregen im Juni 2016, die zu Hochwasserereignissen und großflächigen Überschwemmungen an der Bocholter Aa führten. „Aufgrund der klimatischen Veränderungen steigt die Gefahr von Starkregen und Hochwasser. Plötzlich auftretende große Regenmengen können auch an Gebäuden fernab von Flüssen und Bächen zu großen Schäden führen“, betonte der Klimaschutzmanager.

Unmittelbar nach dem Hochwasser rief der Kreis Borken die „Aa-Konferenz“ ins Leben. Daraus resultierte die Bildung der „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ und die Erstellung eines interkommunalen Hochwasserschutzkonzeptes. Das zwischenzeitlich fertiggestellte Konzept bezieht den gesamten Flusslauf der Bocholter Aa sowie die Nebengewässer mit ein. Es bildet die Grundlage für die Umsetzung technischer und ökologischer Hochwasser-Maßnahmen sowie einen Plan zur natürlichen Entwicklung des Gewässers gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Neben den baulichen Hochwasserschutz-Maßnahmen wollen die Beteiligten ein interkommunales Pegelmesssystem ausbauen. Darüber hinaus liegen inzwischen für alle Partnerkommunen „Starkregenkarten“ vor, in denen die Auswirkungen solcher Wetterlagen straßenscharf dargestellt werden.

Eine bereits umgesetzte Maßnahme der „Hochwasserallianz Bocholter Aa“ findet sich nahe der Alt-Deponie in Borken-Hoxfeld. Durch die Vergrößerung der Auenlandschaft können dort jetzt rund 22.000 Kubikmeter Wasser aufgenommen werden. Das Gebiet dient nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern bietet durch die vielfältigen Gewässerbereiche neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten. Der vorbeiführende Aa-Radweg trägt dem Tourismusgedanken und dem Naherholungswert Rechnung und steht sinnbildlich auch für die Intention der Projektbeteiligten: Das Schaffen lebendiger Gewässer in Einklang mit Mensch und Natur. Daher legen die Beteiligten des Projekts nicht nur auf die HWS-Maßnahmen Wert, sondern auch auf Biodiversität und Naherholung.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für das Thema Wasser – sowohl mit Blick auf Maßnahmen an Gewässern als auch auf die Notwendigkeit und Chancen zur Starkregenvorsorge. Weitere Informationen zur „Hochwasserallianz“ sind im Netz unter www.hochwasserallianz-bocholter-aa.de zu finden.

Das Erstellen des Hochwasserschutzkonzepts verbunden mit Starkregenkarten für alle Kommunen und das begleitende Kommunikationskonzept kosteten rund 420.000 Euro. 80 Prozent der Kosten für die kommunikative Arbeit förderte das Bundesumweltministerium im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Die restlichen 20 Prozent der Kosten übernahm der Kreis Borken. Das technische Hochwasserschutzkonzept wurde zu 80 Prozent (übrige 20 Prozent wurden auf alle Partnerkommunen umgelegt) und die Starkregenkarten wurden zu 50 Prozent vom Land NRW gefördert (die anderen 50 Prozent finanzierten die Partnerkommunen).

Zum Hintergrund:

Der Bundespreis „Blauer Kompass“ wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie vom Umweltbundesamt verliehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, innovative, wirksame und nachhaltige Lösungen für die Vorsorge und Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung, wie Hitze, Dürre und Starkregen, anzustoßen und dann auszuzeichnen. Kommunen, Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Vereine, Verbände sowie Stiftungen können sich mit entsprechenden Vorhaben bewerben.

Urkunde für die "Hochwasserallianz Bocholter Aa"
Alle Beteiligten der "Hochwasserallianz Bocholter Aa".
Edith Gülker, Johannes Maus und Mechtild Schulze Hessing (v. li.) freuen sich über die Auszeichnung "Blauer Kompass".