Ende Februar konnten sich Bewohnerinnen und Bewohner der „Christa-Wolf-Straße“ und der „Zinngießerstraße“ in Borken über den Start des Pilotprojektes freuen, bei dem sich Nachbarschaften Elektro-Fahrzeuge teilen. Nun ist bereits die nächste Station im Rahmen des „Nachbarschaftlichen E-Carsharings in Wohngebieten“ startbereit. Am Mittwoch, 15. März 2023, wurde das Auto für die Nachbarschaft „Novalisstraße/Lange Stiege“ in Borken übergeben und die neue E-Ladesäule eröffnet. Somit haben nun beide Borkener Quartiere, die im Rahmen des Projektes ausgewählt wurden, mit der Betriebsphase begonnen. Sie können für insgesamt ein Jahr Erfahrungen mit dem alternativen Mobilitätsangebot direkt vor der Haustür sammeln. Projektträger ist die Lokale Aktionsgruppe „Bocholter Aa“ e. V. (LAG) der LEADER-Region „Bocholter Aa“.
„Sich ein Auto mit Nachbarn zu teilen, ist für viele Menschen im ländlichen Raum kaum vorstellbar. Daher sind wir unglaublich dankbar, dass wir Pionierinnen und Pioniere in Borken gefunden haben, die sich auf dieses Experiment einlassen“, freut sich Linn Westermann vom begleitenden Büro projaegt lab gmbh.
Das neue Auto auf der „Novalisstraße/Lange Stiege“ ist ein Renault Zoe. Dieses stellt der E-Carsharing-Dienstleister „Sharenow“ der Nachbarschaft im Rahmen des LEADER-Förderprogramms zur Stärkung des ländlichen Raums für den Projektzeitraum zur Verfügung. „Gerade für Kurzstrecken ist das neue Gemeinschaftsauto optimal. Ab sofort kann ich meine Tochter bei schlechtem Wetter mit dem Renault Zoe zum Pferdestall bringen“, teilt der Borkener Robert Wüpping mit.
Jeweils 40 Euro zahlen die teilnehmenden Haushalte des regionsweiten E-Carsharing-Projektes. Dabei ist der Betrag gleichzeitig das erste Fahrtguthaben. Dazu erhalten alle Haushalte vom Projektträger ein Zusatzfahrtguthaben von 20 Euro pro Monat. Die Buchung der Fahrzeuge wird über die App von „Sharenow“ abgewickelt. Die Nutzungskosten für die E-Autos setzen sich aus einer Kombination von Zeit- und Kilometertarif sowie aus der Fahrzeugklasse (Kleinwagen oder Mittelklassewagen) zusammen. Die Abrechnung mit den Haushalten erfolgt dann einmal monatlich per Rechnung oder Kreditkarte. Alle weiteren Kosten wie Strom, Versicherung, Unterhaltung, Reinigung sind inkludiert – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich also um nichts Weiteres kümmern.
Auch Nicht-Teilnehmende profitieren von dem Projekt: Im Rahmen des Projektes wurde eine Doppelladesäule errichtet. Eine Seite bzw. Parkplatz ist für die Betriebsphase für die teilnehmenden Haushalte reserviert. Die andere Seite ist öffentlich zugänglich, sodass alle Bürgerinnen und Bürger ihr E-Fahrzeug dort laden können.
Ziel des Projektes ist es, den Trend des steigenden Motorisierungsgrades zu unterbrechen und in Borken perspektivisch die Zahl der Zweit- und Drittwagen zu reduzieren. So können Teilnehmende sowohl ihre Geldbeutel schonen als auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem soll so ein alternatives und dennoch flexibles Mobilitätsangebot geschaffen werden, das einen Umdenkprozess hinsichtlich der Individual-Mobilität in Gang setzt: Notwendige Autofahrten sind auch ohne einen eigenen PKW und ohne Komfortverlust möglich.
„Gerade diese innovativen und kreativen Ansätze sind wichtig, um mit den Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich umzugehen“, macht Johannes Schenkel, Klimaschutzmanager der Stadt Borken, deutlich. „Die Erfahrungsberichte werden auch für die zukünftige Mobilitätsentwicklung in Borken bedeutsam sein“, ergänzt er. Darüber hinaus könne im Rahmen des Projektes der Ausbau der E-Mobilität sowie der E-Infrastruktur im ländlichen Raum gefördert werden. Nicht zuletzt gebe das Pilotprojekt Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Erfahrungen mit einem E-Auto zu sammeln.
Hinweis: Die Projekt-Website für das Carsharing entlang der Bocholter Aa mit zahlreichen Informationen rund um das LEADER-Projekt „Nachbarschaftliches Carsharing“ ist ab jetzt online zu finden unter www.caaruso.de.
Zum Hintergrund: Teilnahmebedingungen
Um an dem Projekt „Nachbarschaftliches E-Carsharing in Wohngebieten“ teilnehmen zu können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. So sollen sich die interessierten Haushalte im Gebiet der LEADER-Region „Bocholter Aa“ befinden. Dazu zählen die Kommunen Bocholt (ohne Kernstadt), Borken, Isselburg, Rhede und Velen. Nutzerinnen und Nutzer müssen zudem einen gültigen Führerschein besitzen und mindestens 18 Jahre alt sein. Teilnehmen können Zusammenschlüsse von etwa sechs bis zehn Haushalten, die in räumlicher Nähe zueinander liegen (zum Beispiel Teil einer Nachbarschaft, Quartier), aber auch kleinere oder größere Einheiten sind denkbar. Aber: Einzelne Haushalte können nicht teilnehmen.